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Wir leben heute in einer Zeit der Selbstreferentialität und der Öffentlichkeit des Ichs. In sozialen Netzwerken und im Fernsehen beobachten wir täglich einen Prozess der Selbtsdarstellung, das dem individuellen Bedürfnis entspricht, sich vor einem Publikum zu inszenieren.  Dieses Phänomen kann man als Antwort auf eine Zeit des (Um)Bruchs verstehen. Globalisierung, Identitäts- und Kulturkrise, wirtschaftliche Rezession, soziale und geopolitische Umwälzungen und die technologische Entwicklung drängen das Individum, sich erneut zu bestimmen. Diese historischen Ereignisse und die bahnbrechenden Denkströmungen sind jedoch nicht neu. Umbruch und Neuorientierung hat ebenfalls die Zeit um 1900 in Mitteleuropa bestimmt. Der tiefgreifende (Um)bruch wirkte auf die Frauen und auf das Weiblichkeitsverständnis auf eine besondere Weise. In diesem Kontext entstand ein neues Frauenbild, das u.a. von den Stimmen der Avantgarde und den Fortschritten der Frauenbewegung vorangetrieben wurde. Wenn man einen Blick auf die literarische Sphäre dieser Zeit wirft, wird sichtbar, dass dieses Panorama des Wandels viele Frauen dazu brachte, sich mit der eigenen Erfahrung zu konfrontieren. Auf einer künstlerischen Ebene haben sie versucht, mit ihrem Ich zu experimentieren und sich als literarisches Subjekt zu konstruieren.

 

 

Die Selbstrepräsentation in der weiblichen Autofiktion deutschsprachiger Autorinnen wirft aber viele Fragen auf:

 

  • Wo liegt die Relevanz des autobiographischen Elements? Fungiert vielleicht die eigene Erfahrung als Impuls des Schreibens? Ist das Biographische nur Anlass oder auch Motiv in den Werken dieser Autorinnen?

  • Verstehen sich die Texte dieser Schriftstellerinnen als Transgressionen/ Grenzüberschreitungen oder Subversionen der gegebenen Ordnung?

  • Wie kann man sich den autobiographischen bzw. autobiographisch geprägten Texten dieser Autorinnen annähern? Welche theoretischen Ansätze wären für die Analyse solcher Werke produktiv?

  • Können Parallelen zwischen Texten verschiedener Autorinnen beobachtet werden? Ist eine bestimmte literarische Tradition erkennbar und besteht kultureller Transfer im literarischen Schaffen der Autorinnen?

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